Als ich im Winter 1993 den Wehrpass meines im Zweiten Weltkrieg auf See gebliebenen Großvaters Karl-Heinz Waack erhielt und den letzten Eintrag ("Am 22.10.1943 auf einem Geleitboot im Mittelmeer, Höhe von Porto San Stefano, gefallen") las, war ich innerlich tief bewegt.
Was mochte sich ereignet haben? Welchen Namen trug dieses Fahrzeug, auf dem der Vater meiner Mutter sein noch so junges Leben verlor? Und wie mochte dieses "Geleitboot" wohl ausgesehen haben?
Ich beschloss, mich auf die Suche nach entsprechenden Antworten zu begeben! Jedes Buch über die Kriegsmarine, welches ich in den kommenden Tagen und Wochen in Buchhandlungen in Augenschein nehmen konnte, blätterte ich im Schnelldurchgang durch; immer in der Hoffnung, etwas zu finden, was mich weiter bringen könnte. Insbesondere suchte ich nach sogenannten "Geleitbooten", aber alles, was ich darüber geschrieben fand, konnte ich nicht mit dem Tod meines Großvaters in Verbindung bringen. Dann entdeckte ich die mehrbändige Buchreihe "Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945" von Erich Gröner bzw. dem Arbeitskreis Erich Gröner. Aufgrund der großen Informationsflut keimte neue Hoffnung auf. Wie oft habe ich fortan meine Mittagspausen genutzt, um zur städtischen Bücherei zu gehen und dort die Bände auszuwerten! Immer und immer wieder. Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte kein "Geleitboot" ausfindig machen, das in Assoziation zu Porto San Stefano und dem Datum "22.10.1943" stand. Es war einfach deprimierend! In Unkenntnis der Möglichkeiten, welche mir jetzt noch blieben, war ich kurz davor aufzugeben und meine Recherchen einzustellen. War es Zufall, dass ich im Sommer 1994 bei einem Flohmarktbesuch das Buch "Die Flottille" (Autor: Wirich von Gartzen) in die Hände bekam? Oder hatte mich eine unsichtbare Macht zu diesem Bücherstand gelenkt? Jedenfalls hörte ich auf den inneren Rat und erwarb es, auch wenn sich dieses Werk mit Torpedo- und nicht mit sogenannten "Geleitbooten" befasst. Und diesen Kauf sollte ich nicht bereuen; entdeckte ich doch im Anhang des Buches eine Auflistung über die 3. Geleitflottille, zu der ja auch mein Großvater gehörte. Und genau hier fand ich dann die Zeile "Juminda .... 22.10.1943" Es war wie ein Blitzschlag - einfach überwältigend!
Ich konnte es kaum abwarten, wieder daheim in Lübeck zu sein, um in der Stadtbücherei nach näheren Informationen zu suchen. Dann las ich endlich, dass die JUMINDA ein Minenschiff gewesen war, welches gegnerische Schnellboote in der Nähe von Porto Santo Stefano torpediert und versenkt hatten. Aber ich wollte noch viel mehr über diese Tragödie wissen, viel viel mehr!
Der Deutsche Marinebund half mir, zwei der 16 Marinesoldaten, die den Schiffsuntergang überlebt haben, ausfindig zu machen. Sie schilderten mir die letzte Fahrt der JUMINDA und sandten mir einige Fotos zu. Als ich diese Aufnahmen betrachtete und ich mir vorstellte, wie die Fluten des Mittelmeeres sich dieses kleinen Schiffes von nur 742 BRT bemächtigten und es mitsamt Großvater und den meisten anderen Besatzungsangehörigen in die Tiefe zogen, wurden meine Augen feucht. In Anbetracht der Emotionen hielt ich es für richtig, meine Kenntnisse über den Krieg im Mittelmeer-Raum zu vertiefen, um in der Lage zu sein,die damaligen Ereignisse besser zu verstehen. Es folgten nicht nur Besuche im Bundesarchiv/Militärarchiv in Freiburg, wo ich diverse Kriegstagebücher auswerten konnte, sondern es entstand auch ein reger Telefon- und Schriftverkehr mit diversen Institutionen und Privatleuten (ehemalige Marineangehörige und marinegeschichtlich interessierte Hobbyforscher) im In- und Ausland. Immer wieder gelang es mir, Antworten auf entstandene Fragen zu finden. Und dennoch ergaben sich immer neue Dinge, die geklärt werden wollten... und so machte ich immer weiter und weiter... Aber ich befasste mich schließlich nicht nur mit diesem Minenschiff und der 3. Geleitflottille, sondern auch mit der Geschichte einer anderen Einheit, die nicht minder spannend ist - die im Kampffeld Mittelmeer operierende 22. U-Jagdflottille. Nach mehrjähriger Recherche hatte ich so viele Dokumente über diesen Verband zusammen getragen, dass die Verlagsgruppe Koehler-Mittler Interesse zeigte und mir die Möglichkeit bot, ein eigenes Buch zu publizieren. Ich habe es allen auf See Gebliebenen und insbesondere meinem Großvater Karl-Heinz Waack gewidmet.
oben: Land-Kommandos von Karl-Heinz Waack
Bordkommandos von Karl-Heinz Waack: 5. Torpedobootsflottille (Torpedoboot FALKE) und 3. Geleitflottille (u.a. Minenschiff JUMINDA)
Karl-Heinz Waack und Ehefrau Ella, geborene Brandt. Hochzeit am 05.07.1941
Ella Waack heiratete nach dem Tod ihres Mannes Karl-Heinz Waack erneut und zog später nach Dortmund. Sie trug den Namen Ella Bodendorf. Leider weiß ich nur wenig über meine Großmutter, die ich nicht kennengelernt habe
FALKE
Fotos aus einem Album meines Großvaters. An Bord des Torpedobootes FALKE (aufgenommen in Norwegen bzw. im Rahmen seines Einsatzes im Nord-Raum)
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
FALKE
Kriegsmarine
Kriegsmarine
oben: Das von meinem Großvater Karl-Heinz Waack aufgenommene Foto zeigt Fahrzeuge der deutschen Kriegsmarine im Juni 1940 (Unternehmen „Juno“): Sperrbrecher 4 / Oakland, Gneisenau, Scharnhorst, Admiral Hipper, Jaguar, Hans Lody, Erich Steinbrinck. Karl Galster, Hermann Schoemann.
Am 21.6. lief Scharnhorst in Begleitung der Zerstörer Erich Steinbrinck, Hans Lody, Hermann Schoemann, Karl Galster und der Torpedoboote Greif, Kondor, Falke, Jaguar aus Trondheim aus. Angriffe von 6 Swordfish-Torpedo-Flugzeugen der 821. und 823. Sq. FAA von Hatston wurden vor Utsire abgewehrt und 2 Maschinen wurden abgeschossen. Auch 9 wenig später mit Bomben angreifende Beauforts der 42. Sq. RAF hatten keinen Erfolg.
Rathaus Oslo
oben: Blick auf das Rathaus von Oslo. Aufgenommen von Bord des Torpedobootes FALKE im April 1940
Olav Tryggvason
oben: Der von der deutschen Kriegsmarine erbeutete norwegische Minenleger Olav Tryggvason (später Minenschiff BRUMMER) - Foto: Karl-Heinz Waack
Tirpitz
MADRID
Vor dem Zweiten Weltkrieg fuhr Karl-Heinz Waack als Ingenieurs-Aspirant auf der MADRID, USARAMO, WASGENWALD und DEUTSCHLAND
USARAMO
WASGENWALD
DEUTSCHLAND
Dampfer DEUTSCHLAND von der Hamburg-Amerika Linie
MÖLTENORT
oben: Fähre MÖLTENORT in der Kieler Förde, vermutlich bei Laboe, in den 1930er-Jahren. Foto: Karl-Heinz Waack
Karl-Heinz Waack
Unten: Als ich diese beiden Fotos im Frühjahr 2012 machte, war ich in meinem Innern genauso leer wie jene Dachbodenkammer in der Warendorpstraße 64 (Lübeck) es im Anschluss an die "Entrümpelungs-Aktion" war. Ich habe nur Weniges behalten, darunter das im oberen Bild gezeigte Werkzeug, das einst meinem Großvater Karl-Heinz Waack gehörte und das seinen Namen trägt
Luftschiff GRAF ZEPPELIN über dem Südatlantik. Fotos: Karl-Heinz Waack
Karl-Heinz Waack
Zum Bild oben: Karl-Heinz Waack unten in der Mitte sitzend. Marseille, 1943
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