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JUMINDA

ELBANO GASPERI
Stapellauf 24.04.1928, Genua

Schiffsstempel ELBANO GASPERI vom 5.4.1930

Die JUMINDA, 1928 bei Cantieri Navali Odero in Genua gebaut, war zwar nur ein kleines Schiff (59,22 Meter lang,  8,61 Meter breit,742 BRT), dennoch schrieb der Dampfer, der in Friedenszeiten als ELBANO GASPERI zwischen der Insel Elba und dem italienischen Festland verkehrte, ein Stück Geschichte: Nach Bekanntgabe der Waffenstillstandserklärung zwischen Italien und den Alliierten (08.09.1943) war es im Bereich der 7. Sicherungsdivision das erste der von der Kriegsmarine übernommenen Seekriegsfahrzeuge im westlichen Mittelmeer, welches einen Einsatz erfolgreich durchführte.


ELBANO GASPERI in Portoferraio

ELBANO GASPERI in Livorno



Es war gegen 23.00 Uhr des 25.09.1943, als der Korvettenkapitän der Reserve Dr. Ing. Karl Friedrich Brill den Befehl erhielt, in La Spezia das ehemalige italienische Hilfskriegsschiff F 8, welches im Hafen von Portoferraio im Rahmen der Aktion „Achse“ sichergestellt worden war, für den schnellstmöglichen Einsatz unter deutscher Flagge herzurichten.


F 8 ex ELBANO GASPERI

Brill

Zusammen mit dem Chef der 3. Geleitflottille, Korvettenkapitän Kramer, machte sich Brill auf den Weg, um sich über das in Dienst zu stellende Schiff  unterrichten zu lassen. Gleich nach der Besichtigung von F 8 meldeten die Offiziere den vorgesetzten Dienststellen (7. Sicherungsdivision, Deutsches Marinekommando Italien), dass das Schiff nach einigen Überholungsarbeiten einsatzklar sein würde.
Von der italienischen Besatzung befanden sich noch der Erste Wachoffizier und 14 Soldaten an Bord. Ihnen wurde angeboten, den Kampf auf deutscher Seite fortzusetzen. Da sie sich nicht sofort entscheiden konnten, räumte man ihnen eine angemessene Bedenkzeit ein.


Währenddessen hatte die 3. Geleitflottille schon die zukünftige Besatzung für das Schiff zusammengestellt: Die Männer stammten in erster Linie vom

         Geleitboot SG 10 (ex französisches Frachtschiff FELIX-HENRI), das am 28.08.1943 östlich Korsika vom britischen U-Boot SICKLE versenkt worden war

SG 10SG 10 ex FELIX-HENRI während der Umbauarbeiten zum Geleitboot


         Geleitboot SG 13 (ex französisches Passagierschiff CYRNOS), welches sich nach einem schweren Lufttorpedotreffer  in der Werft von La Ciotat im Umbau zum Minenleger befand

SG 13 ex CYRNOSSG 13

  und vom Minenschiff BRANDENBURG, das am 21.09.1943 vom britischen U-Boot UNSEEN versenkt worden war., als dieser Mineleger unterging

Minenschiff BRANDENBURG von der 3. GeleitflottilleMinenschiff BRANDENBURG



 

Minenschiff BRANDENBURG



Zur 3. Geleitflottille gehörten ferner das schnelle Geleitboot SG 11 (ex ALICE ROBERT) und das Minenschiff POMMERN:

SG 11

minenschiff POMMERN von der 3. GeleitflottilleMinenschiff POMMERN

Über siebzig Soldaten traten schließlich am Nachmittag des 27.09.1943 an Bord von F 8 an. Korvettenkapitän der Reserve Dr. Ing. Brill, der mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandanten beauftragt worden war, hielt eine kurze Ansprache und stellte den Minenleger durch Setzen von Flagge und Wimpel in Dienst.

Drei Tage später erhielt das Schiff den Namen JUMINDA. Die Umbenennung erfolgte in Erinnerung an die gleichnamige Minen-Sperre im finnischen Meerbusen, die den Russen sehr große Schiffsverluste beschert hatte. Brill als Führer der Minenschiffsgruppe COBRA, die für das Legen der JUMINDA-Sperre verantwortlich gewesen war, hatte für seine Leistungen das Deutsche Kreuz in Gold und das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten.

Karl-Friedrich BrillKorvettenkapitän Dr.-Ing. Karl-Friedrich Brill


































Als am selben Tag, 30.09.1943, der erste Einsatzbefehl eintraf, waren die italienischen Soldaten schon nicht mehr an Bord; sie hatten sich gegen eine weitere Zusammenarbeit entschieden und Brill um Entlassung gebeten.
Für die Besatzung der JUMINDA gab es nun viel zu tun, um das Schiff für die gestellte Minenaufgabe südlich von Bastia (Korsika) bereit zu machen. Die FT (Funk-Telegraphie)-Anlage fehlte noch, ebenso die artilleristische Ausrüstung.

Mit dem Arsenal war vereinbart worden, dass das Schiff vorne eine 3,7 cm-Doppelflak, achtern eine 2 cm-Vierlingskanone, außerdem  vier  2 cm-Oerlikon erhalten sollte. Aber konnte man noch so lange warten, bis diese Sachen verfügbar waren?  Nein!  

Der Befehlshaber des Deutschen Marinekommandos Italien, Konteradmiral Meendsen-Bohlken, befahl dem Korvettenkapitän Dr. Brill, die JUMINDA sofort seeklar zu machen. Wahrlich, die Zeit drängte: Die Evakuierung von deutschen Truppen von Korsika nach Elba und zum italienischen Festland war in vollem Gange und sollte schon in wenigen Tagen abgeschlossen sein, so dass mit dem baldigen Nachrücken des Feindes zu rechnen war.


oben: vollbesetztes Räumboot während der Evakuierung von Korsika

Und so geschah es auch: Als in der Nacht vom 03./04.10.1943 die letzten Deutschen Korsika verließen, verging nur wenig Zeit, bis sich die Alliierten der Insel gänzlich bemächtigten. 

Die Ausrüstung der JUMINDA mit den vorgesehenen Waffen musste also auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Alles, was noch beschafft und aufgestellt werden konnte, waren vier Maschinengewehre vom Kaliber 13,2 mm. Bei Bedarf konnte die Besatzung des Minenlegers auch noch auf die beiden alten 7,5 cm-Kanonen zurückgreifen, mit denen die Italiener das Schiff armiert hatten. 

Die Kohlenbunker waren inzwischen mit dem notwendigen Brennstoff aufgefüllt. Jetzt musste sich Brill um die "Ladung" des Schiffes kümmern. Gespräche mit dem Sperrwaffenkommando La Spezia hatte der Korvettenkapitän bereits geführt. Die dort tätigen Männer waren angewiesen worden, die italienischen Minen mit einer festen Tiefeneinstellung von – 2 Meter zu versehen.

Als Brill sich persönlich bei Oberleutnant Schoof nach der Lage erkundigte, wurde ihm mitgeteilt, dass zur Zeit über insgesamt 430 italienische Minen verschiedener Bauart verfügt werden könne.

Den Angehörigen des Sperrwaffenkommandos war es zu verdanken, dass schon am Morgen des 04.10.1943 mit der Minenübernahme begonnen werden konnte. Eine Lokomotive brachte die mit der explosiven Fracht beladenen Waggons bis zum Liegeplatz der JUMINDA. Zwei Stunden später befanden sich 62 Stück von der Type P.150/1938 C.R. an Bord; die maximale Beladefähigkeit des Schiffes war erreicht.

12.00 Uhr. Klar zum Auslaufen. Ob alle Besatzungsmitglieder wussten, wie es um das Schiff bestellt war?  Dass mit der FT-Anlage nur empfangen und nicht gesendet werden konnte?
Ob sich herumgesprochen hatte, dass der Kompass nicht hundertprozentig funktionierte und noch nicht kompensiert werden konnte? Dass die Erkennungssignal-Patronen in nassem Zustand waren, als man sie an Bord brachte – und deshalb schon wertlos waren? 

JUMINDA hatte gerade abgelegt, als ein Ruderversager eintrat. Schuld an der Blockade der Ruderleitung war eine lederne Fußballhülle gewesen, die von den Maschinisten unter einer Verschalung gefunden wurde.
Zwei deutsche Räumboote erschienen: R 162 und R 200. Sie sollten dem Minenleger Geleitschutz und navigatorische Unterstützung geben.

copyright: Manfred KrellenbergR 162

Die Hafensperre von La Spezia wurde passiert. Brill ließ die JUMINDA auf Höchstfahrt gehen. Schnell zeigte sich, dass das Schiff nicht auf die 10,5 Knoten kam, die es eigentlich zu leisten im Stande war. Bei acht Knoten war "Schluss"; der starke Bewuchs am Unterwasserschiff sowie der schlechte Kessel- und Maschinenzustand ließen keine höhere Geschwindigkeit zu.

Der unvorhergesehene Zeitverlust wegen des Ruderversagers nötigte Korvettenkapitän Dr. Brill zur Verschiebung der Sperrunternehmung um einen Tag. JUMINDA ging vor Livorno auf Reede. Brill suchte den Chef der 7. Sicherungsdivisionauf, um ihn vom Abbruch der Minenunternehmung persönlich zu unterrichten. Kapitän zur See Diederichs billigte Brills Entscheidung und setzte das Deutsche Marinekommando Italien in Kenntnis. Auch veranlasste er, dass für den kommenden Tag wiederum zwei Räumboote (R161 und R 212) JUMINDA begleiteten.

copyright: Manfred KrellenbergKorvettenkapitän Dr.-Ing. Brill (links) und Kapitän z.S. Diederichs

copyright: Manfred KrellenbergR 212

Und das war gut so: Als um 20.34 Uhr des 05.10.1943 eine bei Cap d`Enfola stationierte Batterie die JUMINDA mit einem starken Scheinwerfer erfasste und das Schiff in helles Licht tauchte, war die Besatzung des Minenlegers nicht in der Lage, sich mittels der an Bord befindlichen Erkennungssignal-Patronen als eigene Einheit zu identifizieren; Feuchtigkeit hatte die Munition unbrauchbar gemacht.                                                                                                               Aber zum Glück waren ja die Räumboote da. Das von R 161 abgeschossene richtige Erkennungssignal bewirkte, dass der Lichtstrahl wieder erlosch.
Ob vielleicht gegnerische U- oder S-Boote in der Nähe standen und den deutschen Schiffsverband jetzt entdeckt hatten? Auf jeden Fall musste man nun doppelt vorsichtig sein!                                                                             
Bis zum Erreichen des Wurfgebietes um 00.42 Uhr blieb es ruhig. Die ersten P.150 / 1938 C.R.- Minen hatten die JUMINDA soeben verlassen, als es knallte:  Eine Mine war in die Luft geflogen. Und es blieb nicht bei dieser einen: Insgesamt 14 "Frühdetonierer" schwächten die Wirksamkeit der Sperre, die zwischen 42° 31‘ N und 42° 39‘ N geworfen wurde.                                                       

Brill wollte alsbald möglich eine Untersuchung durchführen und die Ursache für diese vielen vorzeitigen Detonationen ergründen lassen.
Doch zunächst musste JUMINDA wieder den Hafen von La Spezia erreichen.Sorge begleitete die Besatzung auf ihrer Heimfahrt; keiner konnte schließlich wissen, ob durch die weithin hörbaren Explosionengegnerische Kräfte auf das Boot aufmerksam geworden waren.
Doch das Glück hatte Schiff und Besatzung noch nicht verlassen; ohne weitere Vorkommnisse lief es wieder in den Hafen ein und machte an der Ponte-Pirelli-Pier fest. 

Gleich am nächsten Morgen ließ Korvettenkapitän Dr. Brill deutsche und italienische Minenfachleute zusammen kommen. Mit Foto- und Filmkameras wurden einige Wurfversuche im Bild festgehalten und anschließend ausgewertet. Demnach konnte das Fallgewicht beim Werfen eine der Bleikappen beschädigen.
Als Lösung des Problems wurde vorgeschlagen, auf der gefährdeten Bleikappe einfach die gusseiserne Schutzhülse drauf zu lassen. Man vertraute darauf, dass eine der anderen Bleikappen bei Anschlagen an einen Schiffskörper schon brechen würde und die Mine dann detonieren ließen.

Jedenfalls führte diese Maßnahme nicht mehr zu weiteren vorzeitigen Minenexplosionen, wie die Sperrunternehmung "Dennoch" zeigte, die am 08.10.1943 begann und zwei Tage später mit dem Einlaufen in La Spezia endete. Mit sechzig P.200/1936-Minen war das Verseuchungsgebiet der ersten Unternehmung durch eine zweireihige Sperre verbreitert worden.    

Wilhelm von StoschWilhelm von Stosch

An Bord von JUMINDA befand sich nun auch der Kapitänleutnant Wilhelm von Stosch. Ihn hatte Korvettenkapitän Brill von der 3. Geleitflottille kommen lassen, um das Schiff mit einem weiteren im Minenwerfen erfahrenen Offizier zu besetzen.

Beabsichtigt war, ihm die Geschäfte des Kommandanten zu übertragen. Korvettenkapitän Dr. Brill sollte sobald als möglich die mit 1794 BRT vermessene NIEDERSACHSEN (ex italienisch ACQUI) übernehmen. Aber dieser Minenleger war zur Zeit wegen fehlender Maschinenteile nicht fahr- und einsatzbereit, so dass Brill zunächst an Bord von JUMINDA blieb.

Die dritte Minenunternehmung ("Sperling") begann am 11.10.1943.
Zusammen mit dem Minenleger KEHRWIEDER ging es nach Süden. Zum Schutze der Tiber-Mündung und Fiumicino war dort in vier Seemeilen Abstand von der Küste eine halbkreisförmige Sperre zu werfen.

Räumboote geleiteten die Minenschiffe. Aufgrund von Problemen in der Maschinenanlage der KEHRWIEDER musste vor Porto Santo Stefano auf Reede gegangen werden. Weiter ging es. Gegen 00.30 Uhr des 13.10.1943 fielen im Seegebiet vor Ostia die ersten Minen der "Sperling"-Sperre in das Wasser. Nachdem JUMINDA und KEHRWIEDER sich ihrer "Fracht" entledigt hatten, wurde der Rückmarsch angetreten.

Fliegeralarm um 05.50 Uhr. Ein näherkommendes Flugzeug schoss ein falsches Erkennungssignal ab. Aufatmen bei den Besatzungen, als es schließlich als deutscher Jäger identifiziert werden konnte. Vier Stunden später machten JUMINDA und KEHRWIEDER dann wieder in La Spezia fest.

Brill setzte den Befehlshaber des Deutschen Marinekommandos Italien vom erfolgreichen Verlauf des Unternehmens telefonisch in Kenntnis und meldete ihm, dass KEHRWIEDER aufgrund technischer Probleme für ca. zehn Tage außer Kriegsbereitschaft gestellt werden müsse.

Konteradmiral Meendsen-Bohlken dankte Brill und den Besatzungen für die Ausführung der Aufgabe. Er befahl dem Korvettenkapitän, die JUMINDA schnellstmöglich wieder mit Minen zu beladen und klar zu machen. Näheres ging Brill dann mit FT zu. Auftragsgemäß war der Küstenstrich bei Terracina bis an die 10 Meter-Linie zu verminen. Falls die Lage das Werfen der Sperre in der Bucht von Gaeta nicht mehr zuließ, sollte die Sperre vor der Tibermündung nach Südost erweitert werden.

copyright: Manfred Krellenberg Gegenüber von Punta Ala liegt die kleine Insel "Isolotta dello Sparviero". Vorgelagert sind eine Reihe von Felsen, die den Namen "Scogli Porchetti"  tragen.

Das Sperrunternehmen "Motte", das am 16.10.1943 begann, stand unter keinem guten Stern: Erst ein Ruderversager durch unsachgemäße Bedienung (Ruder mit Gewalt ohne Dampf gelegt), dann fuhr wenig später eines der begleitenden Räumboote so unglücklich an den Minenleger heran, dass die Steuerbord-Minenabwurfbühne beschädigt wurde.

Und die Männer an Bord sollten auch weiterhin viel zu tun bekommen: Bei schwerer See brachen die Halterungen der Minen und brachten diese in Bewegung. Nur unter Einsatz aller Kräfte konnte schließlich verhindert werden, dass die Minen über die Abwurfbühnenaußenbords rollten.
Und es bedeutete viel Arbeit, die beschädigten Minenschienen wieder soweit zu reparieren, dass die Minen schließlich bei Terracina geworfen werden konnten.

Am 18.10.1943 um 09.33 Uhr schrillten die Alarmglocken: Vier britische Jäger vom Typ "Spitfire" (in einer Gefechtsskizze - siehe unten - ist allerdings von amerikanischen"Tomahawk" die Rede) flogen den deutschen Schiffsverband an und eröffneten das Feuer. Zwei Flugzeuge attackierten die Räumboote R 39 und R 188, die beiden anderen R 200 und JUMINDA. Eine Brandbombe traf R39, richtete aber keinen großen Schaden an.


Quelle: KTB 11.R-Flottille

Wegen der schweren See waren die Geschütze auf den Räumbooten in Zurr-Stellung gehalten. Es erforderte daher einige Zeit, diese einsatzbereit zu machen. Nur die Männer auf JUMINDA waren in der Lage, sofort das Feuer zu erwidern; sie schossen mit den 7,5 cm-Kanonen und den vier Maschinengewehren. Ein sichtbarer Treffer konnte jedoch nicht erzielt werden.
                                                                         
Als die "Spitfires" abflogen, lag auf JUMINDA der Bootsmannsmaat Urbanczyk (seemännische Nr. 1) im Sterben; er war von einem der Fliegergeschosse so schwer getroffen worden, dass er wenig später seinen Verletzungen erlag.

Korvettenkapitän Dr. Brill hielt eine kurze Ansprache, als der Leichnam von Urbanczyk am 19.10.1943 im Hafen von La Spezia von Bord gegeben wurde.   

Beladen mit 62 Minen und in Begleitung des R-Bootes R 199 (gemäß nachfolgendem KTB-Auszug auch R 178 verließ JUMINDA die Ponte- Pirelli-Pierum 09.00 Uhr des 21.10.1943 – die letzte Fahrt der JUMINDA begann!


Auftrag des Minenschiffes war es, eine Verlängerungssperre nach Südost zu Sperrbefehl "Sperling" zu werfen. Nach dieser Fahrt, so hatte Korvettenkapitän Dr. Brill den Männern versprochen, würde das Schiff in die Werft gehen, um es gründlich zu überholen. Und das bedeutete Heimaturlaub für die meisten von ihnen. Wie sehr sich die Soldaten darauf freuten. Ein Wiedersehen mit der lieben Familie daheim schien endlich in greifbare Nähe gerückt.

Standort der Artillerie-Abteilung, im Hintergrund die Insel Elba20.00 Uhr. Der Scheinwerfer einer bei Piombino befindlichen Marine-Artillerie-Abteilung blendete auf und suchte die Wasseroberfläche ab. Plötzlich erfasste der helle Strahl ein Objekt und hielt es in seinem Lichtkegel fest: JUMINDA.

Korvettenkapitän Dr. Brill ließ sofort Erkennungssignal schießen. Aber das Leuchten hörte nicht auf. Ein weiterer Versuch der Identifizierung wurde mittels der Signalpistole unternommen. Doch es nützte nichts; die Batterie stellte den Scheinwerfer nicht ab.

An Bord der JUMINDA war man zutiefst besorgt. Es war unverständlich, warum die Männer der Artillerie-Abteilung nicht reagierten – das ES war gültig, ferner war dem Seekommandanten Italienische Riviera sowie dem Abschnittskommandanten Livorno gemeldet worden, dass JUMINDA zu dieser Zeit den Kanal von Piombino passieren würde.

Fünf Seemeilen südlich des Minenlegers befanden sich die beiden Räumboote R 187 und R 201. Sie hielten Kurs auf JUMINDA, um den Geleitschutz zu verstärken.
Durch das Fernglas konnte auch Leutnant zur See Sellke, der Kommandant von R 187, das Minenschiff im Licht des Scheinwerfers, der erst nach drei Minuten erlosch, erkennen.

"Vermute, dass der Verband durch den starken, weittragenden Scheinwerfer vorzeitig verraten wurde", schrieb  Sellke später in den Gefechtsbericht betreffend des Untergangs der JUMINDA.
Und Kapitän zur See Diederichs notierte in seinem Kriegstagebuch: "Die Vermutung des Kommandanten von R 187 wird von mir geteilt. Bei der sehr guten Sicht in dieser Nacht ist es durchaus möglich, dass ein feindliches U-Boot auf Entfernung von ca. 20 Seemeilen die herankommende JUMINDA im Scheinwerferlicht gesehen hat."

Ob sich ein gegnerisches U-Boot in der Nähe befand, entzieht sich der Kenntnis des Berichtverfassers. Es ist aber Fakt, dass kein Fahrzeug dieser Waffengattung die JUMINDA versenkte. Vielmehr waren es Einheiten des amerikanischen 15. Motortorpedoboot-Geschwaders, die für den Verlust des deutschen Minenlegers verantwortlich waren. PT 206, 212 und 216 hatten ihren Stützpunkt Maddalena um 18.00 Uhr des 21.10.1943 verlassen, um zwischen den Inseln Giglio und Elba zu patrouillieren, Bastia anzulaufen und schließlich wieder zum Ausgangspunkt Maddalena zurückzukehren. Als JUMINDA im Piombinokanal vom Scheinwerfer angestrahlt wurde, waren die Amerikaner also noch viel zu weit entfernt, als dass sie das Licht gesehen haben könnten.

Aber etwas später entdeckten sie dann doch den deutschen Schiffsverband: 00.23 Uhr war es, als die Patrol Torpedo Boats die JUMINDA und die Räumboote auf den Radarschirm bekamen. Vorsichtig näherten sich die amerikanischen Schnellboote den Zielobjekten. Sie passierten die Fahrzeuge der deutschen Kriegsmarine an deren Backbordseite und begaben sich dann achtern von ihnen nach Steuerbord. Verbandsführer Lieutenant DuBose entschied sich für einen Torpedoangriff auf das größte Objekt – die JUMINDA. Die Amerikaner wussten nicht, dass es ein Minenleger war; sie glaubten, dass sie ein Handelsschiff attackierten.

Auf  900 Yards Entfernung feuerte PT 206. Während ein Mark VIII-Torpedo sich als Oberflächenläufer der JUMINDA näherte, geriet der zweite "Aal" aus der Bahn und steuerte direkt auf PT 212 zu.  Der Kommandant, Lieutenant junior grade Sinclair, konnte PT 212 gerade noch aus der Gefahrenzone bringen. Das war knapp !
Dann schoss PT 216 (Kommandant: Lieutenant junior grade Sanders) zwei Torpedos ab. Auch hier gab es einen "Irrläufer"; kreisend zog er seine Bahn durch den eigenen Verband. Die Amerikaner konnten froh sein, dass sie sich nicht gegenseitig versenkten!

Verbandsführer DuBose, der auf PT 206 eingeschifft war, hatte noch keine Meldung von PT 212 erhalten. Ungeduldig fragte er über Funk an:  "How many have you fired?"
"None yet", antwortete Sinclair, "I am too damned busy dodging yours!"
Schließlich kam aber auch PT 212 in Schussposition und feuerte auf 800 Yards Entfernung zwei Torpedos auf JUMINDA ab. Beide liefen normal.

In diesen Sekunden erhielt Brill Meldung, dass an der Steuerbordseite ein Torpedooberflächenläufer gesichtet wurde. "Hart Backbord!", befahl der Minenschiff-Kommandant daraufhin.

Langsam und schwerfällig drehte die JUMINDA herum, doch es genügte, um dem Torpedo auszuweichen.
Umso erschrockener war man, als es plötzlich doch knallte: Ein anderer Torpedo, der von allen nicht beobachtet worden war, hatte den Minenleger Steuerbord achtern getroffen. Während sich das Schiff stark nach Backbord legte, betrat Brill die Brückennock. Er ahnte, dass JUMINDA in kurzer Zeit untergehen würde.

"Alles springt Steuerbord heraus!", rief Brill mit lauter Stimme.
Entgegen diesem Befehl sprangen einige Soldaten auf der Backbordseite in das Wasser. Obwohl es zunächst so aussah, dass das sinkende Schiff sie erfassen und mit in die Tiefe reißen würde, rettete ihnen diese Entscheidung das Leben – die Soldaten, die befehlsgemäß nach Steuerbord sprangen, wurden durch den zweiten Torpedo, der dort in diesen Augenblicken explodierte, zerrissen.

Karl-Heinz Waack    copyright: Manfred KrellenbergAls JUMINDA sank, war der überwiegende Teil der 79-köpfigen Besatzung noch im Schiffsinneren. Der Großvater des Autors, Karl-Heinz Waack, und viele seiner Kameraden hatten keine Chance mehr: Sie gingen mit dem Minenschiff auf Tiefe und ertranken. 
 


Karl-Heinz WaackK.H. Waack

Sterbeurkunde Karl-Heinz WaackSterbeurkunde

Leutnant zur See Manfred Beer, rechts im BildManfred Beer

Auch Manfred Beer, rechts im Bild, gehörte zu den Todesopfern, die beim Untergang des Minenschiffes JUMINDA zu beklagen waren. Der Leutnant zur See wurde nur 20 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Es ist davon auszugehen, dass seine sterblichen Überreste im Wrack der JUMINDA ruhen.

Wehrpass Manfred BeerManfred Beer

Wehrpass Manfred BeerManfred Beer

Manfred Beer war gemäß Eintrag im Wehrpass Besatzungsangehöriger der BRANDENBURG (ebenfalls ein "Minenschiff") bevor er auf JUMINDA eingeschifft wurde.

Wehrpass Manfred BeerManfred Beer

Auszug KTB 7. Sicherungsdivision


oben: Auszug aus dem KTB der 7.Sicherungsdivision

Skizzen aus dem US-Action-Report No.16




Kommentar Harold Nugent (PT 216)


Horst Meißner

Erinnerungsbericht von Horst Meißner:





Verlustmeldung Karl-Heinz Waack

R 187

copyright: Manfred KrellenbergR 201

R 199   copyright: Manfred KrellenbergR 199

R 178

R 178

Porto Santo Stefano im September 2005

Porto Santo Stefano im September 2005

Porto Santo Stefano im September 2005

Porto Santo Stefano im September 2005

Die Räumboote näherten sich der Untergangsstelle. Zwischen einigen an der Wasseroberfläche treibenden Minen entdeckten ihre Besatzungen 16 Schiffbrüchige, von denen die Hälfte verwundet waren. 
Mit den Überlebenden und einigen geborgenen Leichen an Bord hielten die Räumboote Kurs auf den Hafen von Porto Santo Stefano.

Die R-Boot-Kommandanten meldeten den vorgesetzten Dienststellen, dass ein U-Boot den Minenleger versenkt habe. Erst später, als einige der Überlebenden befragt werden konnten und angaben, dass von ihnen wenige Minuten vor dem Angriff an- und abschwellende Motorengeräusche gehört wurden, erfuhr die Marineführung die tatsächliche Ursache für den Schiffsverlust. 

Unter den 63 Gefallenen befanden sich auch Kapitänleutnant z.V. von Stosch und der mit Wirkung vom 01.10.1943 zum Fregattenkapitän d.R. beförderte Dr.-Ing. Brill, dessen Leichnam von dem Marinefährprahm F 513 geborgen wurde. Zunächst auf dem Friedhof der Gemeinde Orbetello unter militärischen Ehren beigesetzt, ruhen die sterblichen Überreste des post mortem  (18.11.1943) mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes dekorierten Offiziers Brill heute auf dem Soldatenfriedhof Pomezia bei Rom

Auszug KTB 2. Landungsflottille



Letzte Ruhestätte in Pomezia - Grabstein für Karl-Friedrich Brill, Albert Dresen,Georg Knott


Karl-Friedrich Brill



Gräber der wenigen geborgenen JUMINDA-Gefallenen auf dem Friedhof der Gemeinde Orbetello


                                                         

Vor dem Sperrwaffenkommando La Spezia wurde dem erfolgreichsten Minenschiffs-Kommandanten der deutschen Kriegsmarine ein Denkmal gesetzt.



Einweihung des Denkmals

Stellungnahme des Flottillenchefs (Kramer) zum KTB der JUMINDA























Stellungnahme des Marinekommandos Italien zum KTB der JUMINDA



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